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Chronik der St. Laurentius-Kirche

Der Bau der Cansteiner Kirche durch Bischof Ferdinand August von Spiegel 1833-35

Der jüngere Bruder von Franz-Wilhelm von Spiegel, Ferdinand-August (1789-1835), war ein ebenso modern denkender Freund der Aufklärung wie sein Bruder. Er war mit diesem gemeinsam in Canstein groß geworden und hing sehr an seiner Heimat. Unterstützt durch den bereits in Ämter aufgestiegenen Bruder, studierte er in Münster und wurde dort Domkapitular. Seine Fähigkeiten in der Sanierung zerrütteter Finanzen konnte er hier beweisen, so wie es ihm auch später als Domherr gelang Ordnung in die Finanzen zu bringen. Im politischen Hin und Her der napoleonischen Zeit fühlt er sich immer wieder von neuen Ideen angezogen. Trotz der ihm anhängenden Liebäugeleien mit Napoleon, der selber schon geplant hatte ihn zum Bischof von Köln zu machen wird er nach der Übernahme Kölns durch Preußen der erste Erzbischof dieser Stadt, der kein weltlicher Fürst mehr ist. Er bewährt sich außerordentlich in den schwierigen Auseinandersetzungen der katholischen Kirche mit der Berliner Regierung z.B. in Fragen der Mischehe und der Feiertage. Seine aufgeklärte Liberalität steht ihm beim Kampf um die Rechte der katholischen Kirche im evangelischen Preußen nicht im Wege.
Seit dem Tode seines Bruders Franz-Wilhelm kümmerte er sich intensiv durch Korrespondenz mit dem Rentmeister Calaminus, der in Canstein als Bevollmächtigter des Erben, seines Bruders Caspar-Philipp tätig war, um die wirtschaftlichen Belange der Herrschaft. Sein Bruder lebte nicht in Canstein, da er Diplomat am Kaiserhof in Wien war.

Bischof Ferdinand August von Spiegel
Porträt Ferdinand August von Spiegel zum Desenberg

Gegen Ende seines Lebens beschloss er seinem Heimatort eine Kirche zu stiften. Es ist schon beeindruckend, dass diese klassizistische Kirche von den ca. 50 arbeitsfähigen Männern des Dorfes Canstein aus örtlichen Baustoffen erstellt wurde. Im Januar 1833 nahm der Erzbischof Ferdinand von Spiegel den Kaufpreis in Höhe von 80 Talern 20 Silbergroschen für den Schultengarten, gelegen zwischen dem Kleppenfluß und der Wohnung des Christian Drilling, an und bat den Rentmeister den Garten zu nutzen bis der Kirchenbau beginnen könne. Die Steine zum Bau der Kirche kamen aus dem örtlichen Steinbruch an der Kalchwiese, dort wurde zum Kalkbrennen ein Ofen errichtet zum Zwecke der Kalkdüngung der hiesigen Äcker. Der Sand wurde aus dem Kaninchenloche (heute: Karnickelloch) gefördert. Den Schiefer bezog man aus Nuttlar und das Holz aus den umliegenden Wäldern. Da sich die Genehmigung zum Bau der Kirche verzögerte (das gab es damals auch schon), hatte sich das Baumaterial auf dem Schultengarten getürmt. Selbst als dann im Sommer 1834 ein Unwetter Canstein unter Wasser setzte, tat dies dem Fortschreiten des Kirchenbaues keinen Abbruch. Leider war es dem Erzbischof nicht mehr möglich, die Reise nach Canstein zu unternehmen. Seine Krankheit verschlimmerte sich und er starb im August 1835. Es stimmt traurig zu wissen, dass er seine Kirche nicht mehr gesehen hat und auch dem Rentmeister Calaminus, mit dem er ja ein fast freundschaftliches Verhältnis hatte, nicht mehr bei seinen Problemen mit der "Prinzipalschaft" helfen konnte.

Sankt Laurentius-Kirche

In Canstein erzählt man sich zu diesem Kirchenbau eine Legende, die besagt, dass ein Prälat in Paderborn die restlichen für den Kirchenbau noch vorhandenen Gelder für andere kirchliche Zwecke abgezweigt habe und das sein Geist des Nachts als Hund mit glühenden Augen um die Kirche spuke. Diese der Wahrheit wohl kaum entsprechende Erzählung wird darauf zurückzuführen sein, dass der Geldsegen mit dem Tode des Bischofs versiegte und die armen Cansteiner plötzlich durch das Ende des Kirchenbaus keine Arbeit mehr hatten. Irgendein Schuldiger für diesen Zustand musste ja gefunden werden.

(Quelle: Auszug aus dem Buch "Canstein - Im kurkölnischen Sauerland" von Alexander Josef Freiherr von Elverfeldt.)
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